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Mittwoch, 8. Februar 2012

LAISSEZ-FAIRE oder die Leichtigkeit des Sein-Lassens...

Früher plante ich alles – bis ins kleinste unwichtige Detail hinein. Wenn ich einen Vortrag oder eine Präsentation vorbereitete, dann überließ ich nichts, aber auch gar nichts, dem Zufall. So hoffte ich stets, alle Unwägbarkeiten von Vornherein auszuschließen. Ich hätte zum Beispiel NIEMALS für ein Fest einen Kuchen gebacken oder ein Gericht gekocht, das ich nicht schon mindestens fünfmal zuvor erfolgreich zubereitet hatte. Musste ich zu einem Gesprächstermin an einen fremden Ort, dann fuhr ich oft schon Tage vor dem eigentlichen Termin dorthin, um die Fahrtroute, die Parkplatzsituation und anderes genau abzuchecken.

Was ich da tat, war natürlich das absolute Gegenteil von »Laissez-faire«; es war der Versuch, alles unter Kontrolle zu haben. Als ich anfing, meinen ersten Roman zu schreiben, änderte sich vieles. Natürlich hatte ich auch hier äußerst sorgfältig meine Figuren und Romanszenen geplant. Doch plötzlich erlebte ich eine Überraschung: Die Figuren entwickelten sich beim Schreiben anders als erwartet. Sie fingen an, ein Eigenleben zu führen, ihre eigenen Macken und Stärken zu zeigen – und ich musste sie einfach machen lassen. Als ich kürzlich mein erstes Exposé zu meinem Roman DIVA IN NÖTEN las und mit dem fertigen Roman verglich, dann staunte ich nicht schlecht, wie viel sich während des Schreibprozesses verändert hat.

Seither denke ich: »Der »Laissez-faire«-Standpunkt ist nicht zu verachten.« Nicht immer muss und kann ich alles im Griff haben. Manchmal tut es einfach gut zu sagen: »Ach, jetzt lass ich doch das Schicksal einfach mal machen, es wird schon das Richtige für mich parat haben. Und wenn die eine Sache nicht klappt, dann wartet vielleicht eine noch viel Bessere auf mich.« Dazu gehört eine Art Urvertrauen ans Leben, eine positive Einstellung zu dem, was da alles kommen mag. Und dies ist bestimmt eine der wichtigsten Voraussetzungen für Glück.

Wenn ich die Dinge geschehen lasse, wenn ich darauf vertraue, dass der Zufall oder das Unwägbare mich vielleicht sogar weiter bringen oder mir die Augen für neue Wege öffnen, dann kann ich lockerer mit dem Leben und mit seinen (vermeintlichen) Hürden und Stolpersteinen umgehen. Wenn ich bereit bin, auch andere einfach machen zu lassen, ohne ihnen ständig meine Sicht der Dinge aufzudrängen, dann kann ich viel entspannter mit ihnen umgehen. Wenn ich mich auf das, was kommt, einlasse – ohne Furcht, aber mit viel Neugier und der Bereitschaft, das Beste aus jeder Situation zu machen ... dann werde ich die Leichtigkeit des Seins (und des Sein-Lassens) genießen und mich glücklich fühlen.

Viele Glücksmomente wünscht euch

Eure Ingrid 

Freitag, 3. Februar 2012

Ich will mich heute amüsieren!

Beim Frühstück habe ich beschlossen: Ich will mich heute amüsieren! Da ich gerade nicht raus kann und auch keine Freunde da sind, mit denen ich den Tag verquatschen könnte, muss ich mich allein amüsieren. Der erste Blick in die Tageszeitung erweist sich als Stimmungskiller: Von Gewaltorgien in Ägypten ist die Rede. Von der Krise im Euroland, im Iran und überall auf der Welt. Gottschalk scheitert in der »ARD-Todeszone« und das Murmeltier beim Groundhog Day (Murmeltiertag) in Pennsylvania hat weitere sechs Wochen strengen Winter verkündet...

Na vielleicht mache ich besser mal den Computer an und schaue, welche erfreulichen Nachrichten mich erwarten. Leider keine tollen Jobangebote, nur Spam: Eine hübsche treue Russin will mich heiraten. Außerdem soll ich mir meinen (nicht vorhandenen) Penis verlängern lassen. Ein Online-Casino will 300 Euro für ein Spielchen. Und ein anderer Absender braucht mein Konto für eine 35 Millionen Dollar-Überweisung. Also ... amüsieren stell ich mir anders vor. Dann schau ich doch jetzt einfach mal bei Twitter, Facebook & Co. vorbei. Dort tun mir aber schnell die Ohren weh, weil es von allen Seiten auf mich einzwitschert, plappert, blubbert, besserwissert und wichtigtuert.

Jetzt habe ich genug und schalte den Computer aus – und das Radio an. Obwohl ich mich amüsieren will, gehen mir heute die ewig gut gelaunten SWR3-Moderatoren tierisch auf den Keks. Also letzter Medien-Versuch: Fernseher an! Ich zappe durch dümmliche Daily Soaps und total verblödende Talkshows. Schließlich lande ich beim Homeshopping-Sender, der es tatsächlich schafft, meine Mundwinkel leicht in die Höhe zu ziehen. Da steht nämlich eine sehr schlanke, sehr nette und sehr eifrige Moderatorin und preist die Schlankstützkollektion an. Voller Begeisterung präsentiert sie ihr Model – eine sehr dicke Dame um die 40 mit ca. Göße 50/52 – mit Vorher-Nachher-Fotos. OHNE Schlankkorsett hat die dicke Dame etwa drei dicke Bäuche. MIT Korsett hat sie nur noch einen dicken Bauch. Das findet die Moderatorin fantastisch und schwärmt von der »viel schlankeren Silhouette« von Carola... Ich muss ein bisschen grinsen, aber dann schalte ich den Fernseher rasch ab.

Nun ist es still. Ganz still. Telefon und Handy habe ich in den Schlafmodus geschickt. Alle Geräte sind aus. Nur die Heizung wimmert ein bisschen. Ich lehne mich zurück und lege die Füße auf den Schreibtisch. Draußen taumeln ein paar Schneeflöckchen vorbei. Die Sonne stiehlt sich gerade durch den eisgrauen Winterhimmel. Ein großer Hund mit rotgoldenem Fell tollt über das verschneite Feld. Dann setzt er sich hin und wartet auf sein Herrchen. Das glückliche Hundegesicht sieht aus, als würde es lachen. Ich glaube, jetzt kann ich anfangen, mich zu amüsieren...

Einen wunderbar amüsanten Tag wünscht euch

Eure Ingrid

Donnerstag, 2. Februar 2012

Vom GLÜCK, (k)ein Bestsellerautor zu sein...

Ich sitze vor meinem Computer und starre auf eine leere WORD-Datei. Obwohl ich sie seit geraumer Zeit fixiere wie die Schlange das Kaninchen, will sich das Dokument partout nicht mit Text füllen. Dabei sitzt mir der Kunde – und der Textabgabetermin – wie ein Dämon im Nacken. Ich soll einen schönen Werbetext für ein neues Kehrblasgerät verfassen. Aber diese gigantische Schneeräummaschine scheint alle Worte aus meinem Kopf weggeblasen zu haben. Mein Gehirn ist so leer wie eine vom Schnee befreite Flughafen-Landebahn.

Während ich das Wort »Headline« in mein Dokument tippe und hoffe, dass mir in absehbarer Zeit eine Schlagzeile einfallen wird, schweifen meine Gedanken in den Himmel wie das Flugzeug, das gerade über den Tübinger Winterhimmel fliegt...

»Wie wunderbar wäre es doch, eine Bestsellerautorin zu sein«, denke ich seufzend. Dann säße ich jetzt nicht da und ränge nach Kehrblas-Worten. Stattdessen würde ich glücklich, zufrieden und ohne jeden Stress an einem weißen Strand liegen. Ich sehe ihn genau vor mir: Die von eisigem Schnee bedeckten Felder, auf die ich von meinem Arbeitsplatz aus blicke, verwandeln sich plötzlich in einen feinsandigen weißen Malediven-Strand. Genau dort würde ich als Bestsellerautorin liegen, aufs türkisfarbene Meer hinausschauen und einen »Sex-on-the-Beach«-Drink schlürfen. Meine einzigen »Sorgen« bestünden darin, mir zu überlegen, welchen der frisch gefangenen Fische ich mittags verspeisen, welchen Wein ich dazu trinken, welches meiner traumhaft schönen Kleider ich zum Lunch anziehen und welche Vergnügungen ich mir am Nachmittag und Abend gönnen werde.

Während ich so vor mich hin sinniere, löst sich das Kehrblasgerät und meine Bereitschaft, es zu betexten, in Luft auf. Ich will jetzt einfach träumen – und keinen Schnee wegräumen! Ich will mir vorstellen, wie jeder mich als Bestsellerautorin bewundern würde. Verlage würden sich die Klinke in die Hand geben, um sich mir anzudienen. Die Summen, die man mir als Vorschuss für meinen nächsten Roman anbieten würde, hätten sechs Stellen vor dem Komma. Ich wäre berühmt und reich. Ich bekäme körbeweise Fanpost und Talkshows würden sich um mich reißen und mich als die Frau, die wirklich FORTÜNE im Leben hat, anpreisen.

Und dann käme plötzlich der Abgabetermin für meinen nächsten Erfolgsroman. Ich würde wie heute vor meinem WORD-Dokument sitzen und schwitzen. Meine Kopf wäre wie leergefegt, und ich würde mir vorstellen, wie schön es jetzt wäre, wenn ich NUR einen Werbetext schreiben müsste. Wenn ich nicht Angst haben müsste, dass mich Kritiker oder die Presse verreißen, falls mein nächster Roman nicht so toll ist wie erwartet. Wenn mich nicht die Sorge quälen würde, dass mein Anlageberater meine Honorare womöglich dazu benutzt, sich selbst die Taschen voll zu scheffeln. Wenn ich mir sicher sein könnte, wirkliche Freunde zu haben und nicht nur solche, die mich hofieren, weil ich berühmt bin. Wenn ich einfach nur meinen Job machen dürfte, ohne berühmt und allseits beobachtet zu sein. Wenn ich also wieder so leben könnte wie damals, als ich noch Werbetexterin war und ich noch das Glück hatte, keine Bestsellerautorin zu sein.

Aber ehrlich gesagt: Ich wüsste schon gerne, wie es so wäre, reich, berühmt und von Verlagen wie ein Star behandelt zu werden! Wenn einer von euch da draußen das Geheimrezept kennt, dann lade ich ihn auch garantiert zum Cappuccino ein...

In diesem Sinne wünscht euch viel Fortüne

Eure Ingrid 

KOLUMNEN rund um Lebenskunst, Fortüne und alltägliche Missgeschicke...

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in diesem LEBENSKUNST-Blog möchte ich Sie mit Kolumnen unterhalten, die zum Schmunzeln und Nachdenken anregen. Ich bin Werbetexterin und Romanautorin: im Oktober 2011 kam mein Debütroman DIVA IN NÖTEN (http://www.diva-in-nöten.de) auf den Markt. Gerade beschäftige ich mich intensiv mit Lebenskunst in allen ihren Facetten. Was macht den Lebenskünstler aus? Warum sind manche Menschen glücklicher und erfolgreicher als andere – und hat Erfolg überhaupt etwas mit Lebensqualität zu tun?

Warum heißt mein BLOG »Facetten der Lebenskunst«? Ich weiß, dass Lebenskünstler anders »ticken« und ich versuche, ihr Geheimnis zu ergründen. Sind Lebenskünstler einfach Glückskinder, sonnige Menschen, »Sonntagskinder«? Oder sind sie vielleicht Menschen, die gerade durch schwierige Situationen zu neuer Lebensqualität gelangen? Gibt es Glück oder Unglück überhaupt – oder ist alles nur eine Frage der Synapsentätigkeit.

Die erste Kolumne des BLOGs wird vom »Glück, (k)ein Bestsellerautor zu sein« erzählen.

Ich wünsche euch ganz viel Lebenskunst

Eure Ingrid